The net that captures the shadows of phantoms in our eyes expands.
It is an awareness that tries to capture what we cannot see.

Within the space, this net wraps around the space like a nest and breathes.
Phantoms are desires, hopes and alter egos in our memories.

Everyone is (has) someone's phantom.

Text by Rio Usui

At 11m3 PROJEKTRAUM, Weimar
10 - 31. May 2022

Photos by Carlos Santos & Nathalia Azuero

Photos by Jannis Uffrecht

Im Jenaer Kunstverein zeigt Rio Usui Werke aus der Serie Phantom On The Blue Lawn. Diese besteht aus Leinwänden verschiedener Formate, die in veränderlichen Anordnungen, reagierend auf den jeweiligen konkreten Ausstellungsort, zu einem fluiden Gesamtwerk werden. Zentral wirken zwei Leinwände, die als Paar direkt nebeneinander an der Wand positioniert sind – ähnlich einem klassischen Diptychon. Auf der Gegenüberliegenden Wand befindet sich auf ähnlicher Höhe eine weitere große Leinwand, die mit dem Formengebilde und der Struktur des Dyptichons korrespondiert, sich farblich jedoch unterscheidet. Wo auf der einen Seite tiefe und leichte Blautöne die abstrakte Komposition bestimmen, hat eine Entwicklung über das Beimischen von Rot zu Violetten Farbtönen geführt. Kleinere Leinwände – teils mit korrespondierenden Motiven, teils weiß – sind rings um den Raum teils objekthaft auf Sockeln arrangiert.Deutlich ist, dass die einzelnen Bildelementen eine Einheit formulieren. Diese stellt Rio Usui jedoch nicht unmittelbar her, im Gegenteil: durch räumlichen Abstand und die Anordnung verzichtet sie absichtlich auf eine direkte Verbindung ihrer kosmischen, vielleicht an Nordlichter oder durch das All leuchtenden Schleier erinnernden Farbnebel. Diese entsteht allein in der Imagination.

„Eine Zeichnung, die mit einer einzigen Linie beginnt, drückt die reale/unwirkliche und ungewisse Existenz aus, wie ein im Weltraum schwebender Hamster oder ein Erdbewohner, der den blauen Sonnenuntergang des Mars betrachtet. Unsichtbare Verbindungen und ihre Formen werden im Raum ausgedrückt, in der Vorstellung zum Leben erweckt, und Sie fühlen sich vor ihnen mit sich selbst verbunden.“

In der Ausstellungssituation im Galerieraum interagieren die malerischen Elemente von Rio Usui mit der architektonischen Konstruktion von Till Röttjer. Die beiden Werke wurden für sich stehend entwickelt und im folgenden Arbeitsprozess zusammen gedacht, stehen sich nicht gegenüber, sondern bilden gemeinsam etwas Neues. So finden sich auch auf der in weiß gehaltenen Holzkonstruktion ‚Ableger‘. Die Malerei Rio Usuis verlässt den Bildraum der Leinwand, um als fluider, fragmentarischer und lebendig-ganzheitlicher Organismus den gesamten Raum zu erfüllen, und das nicht nur auf visueller Ebene, sondern auch gedanklich-imaginativ. Aus Fragmenten wird ein Ganzes, in das einzutauchen neue Perspektiven schafft.

Text by Michaela Mai